JOURNAL

BEWUSSTER KONSUM

im Trend


Minimalistische Lebensweisen sind in aller Munde.

Nicht zuletzt beschäftigt medienwirksam die Aufräum-Methode Konmari der Japanerin Marie Kondo derzeit viele Menschen. Damit findet die Bewegung hin zu einem reduzierten Lebensstil endgültig den Weg in die Masse. Die Konsumgesellschaft sehnt sich ganz offensichtlich nach Ordnung, damit einher geht naturgemäß unmittelbar der Wunsch nach mehr Freiheit und Sinnhaftigkeit. Denn der Besitz vieler Dinge erfordert Zeit für Sauber- und Instandhaltung. Zeit, die heutzutage keiner mehr hat. Zudem scheint immer stärker ins Bewusstsein zu drängen, dass der Besitz vieler Dinge schlichtweg nicht notwendig ist. Parallel zu Share-Gedanken, die sich wachsender Beliebtheit erfreuen, bildet sich mehr und mehr eine Haltung heraus, die hinterfragt, inwieweit Geldaufwendungen für Produkte überhaupt geboten sind, die man eigentlich nicht wirklich braucht. Hinzukommt, dass die Bedeutung von Statusbesitz zugunsten von gelebten Erfahrungsmomenten schrumpft. Und auch die Klimadiskussion trägt zu einem Umdenken bei. Die nachhaltige und bedachte Nutzung von Ressourcen gewinnt an Popularität. Gerade die Bekleidungsindustrie gilt als Umweltsünder. Warum also nicht den eigenen Umgang mit Kleidern überdenken und anders gestalten?

Der Endverbraucher lernt sukzessive, dass er als Nachfrager das Angebot bestimmt und somit über die Macht verfügt, Märkte zu verändern. Unternehmen müssen sich darauf einstellen. Was mit einem partiellen Aufbäumen gegen Fast Fashion-Riesen wie Primark begann, geht nun scheinbar mit einem Umkrempeln und Ausmisten des eigenen Kleiderschrankes weiter. Erwartungsgemäß dürfte nun die Zeit für Produkte gekommen sein, die aus nachhaltiger Fertigung stammen, eine wertige Qualität mit einer hohen Lebensdauer verbinden. Doch so einfach ist es nicht. Denn es müssen für eben solche Produkte höhere Preise in Kauf genommen werden. Bei immerzu weiter steigenden Mieten und Lebenshaltungskosten trifft dies nicht einfach auf Akzeptanz. Und auch wenn Herkunft und Qualität von Bekleidung hierzulande künftig eine bedeutendere Rolle spielen sollten, so ist diese deshalb wohl noch lange nicht so wertgeschätzt wie beispielsweise in Japan, wo Bekleidung nicht selten geradezu ein Investitionsgut darstellt. So oder so verfügt zudem vor allem die junge, sehr modebewusste Zielgruppe über kein großes Budget, so dass die Verlockungen von Billigmodeanbietern wohl doch am Ende wieder zu einem übervollen Kleiderschrank führen. Oder? Alles Einstellungssache.

Bewusster Konsum und nachhaltiges Produkt werden oftmals als ein paar Schuhe verstanden. Dabei muss das eine nicht zwingend mit dem anderen einhergehen. Es gibt viele Zwischenstufen. Laut einer Studie von Consors Finanz verhält es sich so, dass junge Menschen mittlerweile einfach mit mehr Bedacht konsumieren. So gaben Drei Viertel der Befragten an, ihre Ausgaben auf das zu beschränken, was nötig ist. Dr. Anja Wenk, Bereichsleiterin Retail Finance Solutions von Consors Finanz, kommentiert: „Die europäischen Millennials gehen gerne einkaufen, aber der Kaufrausch scheint aus der Mode gekommen zu sein.“ Es bleibt abzuwarten, in welche Richtung sich diese Entwicklung weiterhin ausbilden wird. Zumindest scheint es aber wohl nicht mehr ganz so fragwürdig, dass – in Folge von einem reduzierten Lebensstil und einem bewussteren Konsum – nicht nur einfach weniger konventionelle Produkte, sondern künftig auch mehr nachhaltige Produkte gekauft werden und diese nicht weiterhin ein Nischendasein fristen.

 

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