FRAUEN GEBEN NIEMALS AUF


FEYZA BAYCELEBI ist Kosmopolitin, Modedesignerin und kreiert Modest Fashion.

Sie tingelt irgendwo zwischen Berlin, Istanbul und Frankfurt hin und her, wo sie ihre Mode aktuell bei der Ausstellung ‚Contemporary Muslim Fashions‘ zeigt – eine der meistdiskutierten Modeausstellungen des Jahres. Jung, ambitioniert und interessiert – die sympathische Designerin plädiert für weniger Vorurteile und eine offenere Haltung im Umgang mit Modest Fashion.

Feyza Baycelebi mit ihrer Abschlusskollektion für die ESMOD, 2017
 

Hallo Feyza… Kaffee oder Mokka?

Keins von beiden, Wasser!

Istanbul oder Berlin?

Beides zu 50 Prozent.

Wo steckst Du gerade?

In ISTANBUL!

Was machst Du derzeit?

Ich mache Weiterbildungen und Schulungen im Bereich Modedesign.

Bist Du religiös?

Schwierige Frage, ich gebe mir Mühe, meine Religion zu praktizieren. Unter ‚religiös‘ versteht jeder sicherlich etwas anderes – es ist eine individuelle Empfindung würde ich behaupten.

Du hast vor zwei Jahren an der Esmod in Berlin Deinen Modedesign-Abschluss gemacht und Modest Fashion gezeigt – was hat Dich zu der Kollektion motiviert?

Meine erste und größte Inspiration war meine Schwester. Ich habe immer hautnah miterlebt, wie schwer sie es hatte, Kleidung zu finden, die ihr gefiel und gleichzeitig modest war.

Ist Modest Fashion für Dich religiös motiviert oder unabhängig von Religion?

Ich bin der Meinung, Modest Fashion ist unabhängig von Religion. Modest Fashion bedeutet für die einen dezente oder bescheidene Kleidung und das Befolgen religiöser Regeln, für die anderen ist es einfach der neuste Trend. Die Wahrnehmung der Modest Fashion-Szene ist individuell sehr unterschiedlich. Eigentlich könnte jegliche Kleidung, die keine Haut zeigt, als Modest Fashion bezeichnet werden. Somit sollte der Ausdruck nicht immer mit Religion in Zusammenhang gebracht werden. 

Welches Frauenbild steckt dahinter?

Eine selbstbewusste Frau mit eigenen Entscheidungen. Die Frau soll durch ihr Auftreten ein unverwechselbares Erscheinungsbild hinterlassen, welches Seriosität und Sittsamkeit verkörpert. Entlastung und Befreiung des Menschen vom Körperkult. 

Modest Fashion in Deutschland – passt das, oder schwierig? Wünschst Du Dir eine offenere Haltung gegenüber dem Stil?

Es passt definitiv und ich finde, es sollte akzeptiert werden, dass Modest Fashion ein Teil von Mode in Deutschland ist. Ja, eine offenere Haltung wäre fair und angebracht. Es ist für mich generell nicht nachzuvollziehen, wie Menschen andere wegen ihres Kleidungsstils verurteilen. 

Die Modebranche wandelt sich gerade ein bisschen – Models mit Kopftüchern werden akzeptiert und gefeiert, Kollektionen gehen wieder in die Richtung von mehr Körperbedeckung – wie bewertest Du das?

Es ist Fakt, dass die Modest-Fashion-Bewegung ein großes Geschäft in der Modebranche geworden ist und viele große Marken inzwischen auch auf den Zug aufspringen. Ich betrachte es als positiv und hoffe, dass sich das Ganze weiter verbreitet. 

Wie ist Dein Frauenbild?

Frauen sind ein großer und wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft – in allen Themenbereichen. Frauen sind für mich individuelle, starke Persönlichkeiten: selbstbewusst, engagiert, verantwortungsbewusst und zielstrebig. Frauen geben niemals auf – das kann halt nur die Frau.  

Welche Bekleidung passt dazu?

Ich würde das ungern zusammenfassen. Mein Frauenbild ist unabhängig von Bekleidung. Sie können sowohl modest als auch freizügig angezogen sein. 

Du lernst gerade Handwerkstechniken in der Türkei – ist Tradition in der Bekleidung ein Wert für Dich? 

Ich lerne viele Handwerks-Techniken kennen, weil sie mich interessieren und mein Wissen erweitern. Ich spüre, wie jedes neu Erlernte mich inspiriert und mir Input verleiht. Tradition ist für mich kein direkter Wert in der Bekleidung – es sind eher interessante Ereignisse und Inspirationen von Mensch und Zeit, die wiederum neue Kollektionsideen schaffen. 

Vielen Dank für Deine Zeit!