JOURNAL

Banele Khoza: Wir entschuldigen uns später


INTERVIEW & TEXT BY BERIT WARTA

Banele Khoza ist ein Paradebeispiel dafür, dass in Afrika eine Art Renaissance im Gange ist. Er ist Teil einer jungen Generation, die Liebe, Kunst und Kreativität in der gesamten Welt verbreitet.

Dank der neuen Medien findet diese Jugend nun endlich das Mikrofon, um ihre kraftvolle Stimme erklingen zu lassen. Und was sie sagt, singt, formt oder designt, macht uns sprachlos vor Begeisterung.

Der afrikanische Künstler Banele singt oder tanzt nicht, lässt aber Farben und Pinsel über weiße Leinwände wirbeln. Er begibt sich auf sinnliche Reisen in Rosa und Babyblau und lädt Grün und Gelb zu einer überraschenden Wendung ein. Banele erkundet seine eigene Identität und was es bedeutet, ein junger Künstler in Afrika zu sein. Er spricht über männliche Verletzlichkeit, Hautfarbe und seine Leidenschaft für Liebe.

Wenn Du Dir aussuchen könntest, wo Du lebst, wo wäre das?

Ich bin genau dort, wo ich gerade sein soll.

Wie fühlt es sich an, ein Teil der jungen Generation in Südafrika zu sein?

Es ist wirklich unglaublich, Teil dieser jungen Generation zu sein. Wir sind mutiger denn je, wir suchen nach alternativen Lebenswegen und Formen des Daseins. Wir fühlen uns nicht dazu verpflichtet, einen vorhergesehenen Weg zu beschreiten. Wir entschuldigen uns später.

Erinnerst Du Dich an Deine erste Annäherung an Kunst?

Ja. Mir war nicht bewusst, dass ich Kunst mache. Doch ich wusste, dass ich mir die Tür zu meinem eigenen Himmel aufgestoßen hatte. Besonders bei den Arbeiten, die ich für Schulbücher in Mathematik oder Naturwissenschaften gemacht habe. Für all das wurde ich ständig beschimpft. Etwas zu schaffen, stand immer im Vordergrund meines Lebens und meiner Interessen.

Wie würden Dich Deine Freunde oder Familie beschreiben?

Fleißig, konzentriert, aufrichtig und von Liebe besessen.

Deine Kunst ist im Zeitz Mocaa zu sehen – wie hat sich dadurch Dein Lebensweg verändert?

Ich habe den Mut erhalten, größere Ideen umzusetzen. Es ist ein Zeichen der Anerkennung, das mich motivierte mein bis dato größtes Kunstwerk zu schaffen: das Projekt BKhz.

Du hast mit der Initiative BKhz eine Galerie, einen Shop, ein Studio für Künstler und Projekte geschaffen, ja eine Art Schnittstelle für kreativen Austausch. Was hat Dich zur Gründung dieses Ortes motiviert?

Mein Bedürfnis nach einem Zuhause. Ich wollte, dass meine Kinder – damit meine ich meine künstlerisch-kreativen Ideen – geschützt sind, bevor sie ausziehen.

Die westliche Welt hält immer noch an dem Klischee fest, dass ‚Afrika ein Kontinent ist, der gerettet werden muss‘. Zukunftstrendforschung und die afrikanische Jugendkultur sprechen eine andere Sprache. Was denkst du, was ist die Supermacht der afrikanischen Jugend?

Ich persönlich sehe ich mich nicht nur als Afrikaner, das Internet hat meine Reichweite und meine Gedanken verändert. Ich schaue mir globale Inhalte an, mit denen ich mich identifizieren kann und bezeichne mich daher auch als globalen Bürger. Aus dieser Haltung heraus kann ich auch gut hier in meinem gemütlichen Zuhause bleiben und von hier aus kreativ arbeiten.

Kannst Du uns einen Eindruck davon geben, wie es ist, ein Künstler zu sein, der in Verbindung zur Queer-Community in Afrika steht?

Ich kämpfe für Menschlichkeit! Wir müssen erkennen, dass wir alle gleich sind – vor allem anderen. Wir alle verdienen diese Existenz, diesen Raum und sind es wert, dazuzugehören, ungeachtet unseres Geschlechts, unserer Geschlechtsidentität, Hautfarbe oder Persönlichkeit.

Machen wir eine Zeitreise: 25 Jahre zurück in die Vergangenheit – glaubst Du, Du hättest dich durch Kunst so ausgedrückt, wie Du es heute tust?

Meine Seele arbeitet über meine physischen und zeitliche Grenzen hinaus – das hätte ich sicherlich getan.

Deine Arbeit ist wunderschön, sehr tief und intim. Wie erlebst Du männliche Verletzlichkeit und Identität durch Kunst?

Vielen Dank. Zuallererst lebe ich mich und mein Leben durch meine Ausdrucksmittel aus. Ich bin ein Mann, der in die Farbe Rosa verliebt ist, ich setze sie mit meinem Glück gleich und sie ist die Farbe meiner Seele – so versuche ich Rosa überall unterzubringen – wohlwissend, dass die Gesellschaft mich in einer Blue Box bevorzugen würde. Ich bin jemand, der lieber im Hintergrund steht, daher sind meine Farben gedämpft (Pastellfarben) und offenbaren meine sanften, einfühlsamen und ruhigen Eigenschaften.

Einige Deiner Arbeiten wie ‚He wasn’t done looking‘ oder ‚Look the other way‘ wirken so, als würdest Du Situationen darstellen, die vielen Menschen vertraut sind. Woher nimmst Du deine Inspiration?

Ich bin inspiriert von dem Leben, das ich führe – irgendwie finde ich mich immer in schwierigen Situationen wieder, das Leben sagt ständig ‚LOL‘ zu mir oder ‚Baby, das ist nicht dein Weg‘. In diesen Situationen komme ich zum Nachdenken und Reflektieren.

‚Ich träume vom Malen und dann male ich meinen Traum.‘ – Vincent van Gogh. Träumen wir gemeinsam: Was wünschst Du Dir für die Zukunft?

Ich möchte Künstler sehen, die eigene Geschichten haben und ihre Träume malerisch in die Realität übersetzen. Ich wünsche mir, dass BKhz mit seiner unmittelbaren Gemeinschaft wächst und Räume durchdringt, die wir nie für möglich gehalten hätten.

Vielen Dank für Deine Zeit!

Banele Khoza

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